Was darf bleiben in einer Welt, in der das Artensterben unsere Natur aus dem Gleichgewicht bringt? Wer darf bleiben, an einem sicheren Ort, wenn ganze Erdteile durch die Klimakrise unbewohnbar werden? Und was lassen wir lieber bleiben, angesichts dieser Herausforderungen?
Vom Bleibendürfen und Bleibenlassen
Die Freiheit zu bleiben ist alles andere als selbstverständlich in Zeiten der Klimakrise. Diesen Gedanken greift die Klimakultur Tirol 2025 auf. Und durch diesen Gedanken fädeln wir den grünen Faden unseres Programms. Wir holen Projekte vor den Vorhang, stellen Personen vor und besuchen Orte, die sich mit Bleibefreiheit auseinandersetzen.
Bleibefreiheit
– ein Begriff, den die Philosophin Eva von Redecker in ihrem gleichnamigen Buch (2023) geprägt hat. Von Redecker fragt sich darin, warum Freiheit meist nur als Bewegungsfreiheit gedacht wird. Ich bin frei, wenn ich mich frei bewegen kann. Aber bedeutet es nicht auch, frei zu sein, wenn ich an einem Ort bleiben kann? An einem Ort, der sicher ist, der mich mit allem versorgt, was ich brauche?
In einer von der Klimakatastrophe gebeutelten Welt ist diese Sicherheit zu einem raren Gut geworden. Nicht nur im globalen Süden sind Menschen zur Flucht gezwungen. Auch in unseren Breitengraden vertreiben Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen und Brände, Menschen aus ihren Häusern. Währenddessen verschwinden täglich bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten für immer – sie dürfen nicht bleiben. Die menschengemachte Klimakrise befeuert das Artensterben.
Was müssen wir bleiben lassen, um bleiben zu können?
– fragen sich zahlreiche Künstler*innen angesichts dieser Krisen. Ihnen wollen wir 2025 einen Platz im Klimakultur-Programm geben: am Klimakultur-Blog, bei einem der 4 Treffpunkte Klimakultur oder im Rahmen der Tage der Klimakultur, die wir wieder im Oktober ausrufen werden.
Den Anfang macht Vik Bayer mit der Ausstellung „Tipping Point Phantoms“, die von 14. Feber bis 17. Mai 2025 im Künstler:innen-Pavillon in Innsbruck zu sehen ist. Zentrales Element der Ausstellung ist ein Kurzfilm, der gemeinsam mit Landwirt:innen einer sizilianischen Kooperative entstanden ist. Um weiterhin Bauern und Bäuerinnen bleiben zu können, haben sie sich entschlossen, statt auf Konkurrenz auf Kooperation zu setzen.
„Können wir auf diesem Planeten leben, ohne in ständigem Terror nur mühsam seinen Katastrophen entgegenzuarbeiten, können wir hier so bleiben, dass wir auch frei bleiben, dass wir Zeit im Überfluss genießen, dass wir hinaufschauen können in einen Himmel, in dem Schwalben tanzen.“
Eva von Redecker
Zeit und Raum definieren unser Gefühl von Freiheit. Zeit zu haben, an einem Ort, der zum Bleiben einlädt. Das ist auch die Voraussetzung, um Kunst und Kultur wirken zu lassen. Die Zeit, ein Buch zu lesen, in eine Ausstellung zu gehen, ins Kino oder zu einem Konzert. Zeit, um sich inspirieren zu lassen und ein gutes Leben für alle zu denken. Wir freuen uns auf den Austausch mit euch!
Veranstaltungstipp
Der erste Treffpunkt Klimakultur, der den Auftakt unseres Jahresprogramms bildet, findet am 25. April 2025 im Pavillon der Künstler:innenschaft in Innsbruck statt.