Ein Festival ohne Müll, dafür mit eigener Mitfahrböse und Reggae-Ikonen: Seit 2017 ist das Hill Vibes in Telfs Vorzeigeprojekt für ressourcenschonende Veranstaltungen. Weil die Sehnsucht danach in Coronazeiten besonders groß ist: Eine Hommage ans umweltfreundliche Tanzen und Feiern, bis es 2022 endlich wieder mit dem Hill Vibes losgeht!
Sauber ist das neue Wild
Das „Hill Vibes“ öffnete zuletzt im Juli 2019 seine Wiesen und brachte die Menge zum Wogen. 1.000 Campinggäste und 7.000 Besucher*innen hat das Festival willkommen geheißen und dabei Restmüll minimiert, Plastikbecher verbannt und eine Mitfahrbörse eingeführt. Seit 2017 achtet das Festival auch auf Klimaschutz und Energieeffizienz – und das ist Corinna und Mario Köfler zu verdanken.
„Nach den ersten Festivals waren unsere Hallen voll mit Müllbergen. Das ganze Plastik hat uns zum Umdenken gebracht und wir haben angefangen, uns zu informieren.“
Dabei unterstützte sie die Initiative GREEN EVENTS TIROL, welche eine Checkliste und viele Tipps für möglichst ressourcenschonende Veranstaltungen bietet. Je nach Umsetzungsgrad der Maßnahmen können die Events anschließend das Label „Going Green“ oder „Green Event“ tragen. „Zum Einstieg haben wir das Modell ‚Going Green‘ gewählt. Die größte Verbesserung haben sicherlich die Mehrwegbecher gebracht. Wir haben gleich im ersten Jahr viel weniger Müll produziert. Daraufhin haben wir entschieden, alles umzustellen“, erzählt Corinna. „Im Team waren die meisten schnell dafür, ich als Obmann auch. Trotzdem hat es eine treibende Kraft gebraucht, die sich besonders für die Umsetzung einsetzt“, sagt Mario und lächelt seiner Schwägerin Corinna zu.
Mehrweg-Sponsoring
Finanziell sei die Organisation aber kaum zu stemmen gewesen, sagt Mario: „Gerade als kleiner Verein war das nicht einfach. Die wenigsten Gemeinden bieten einen Geschirrverleih oder einen Waschwagen für die Becher an. Einwegbecher bekommt man fast von jeder Brauerei gratis, so viel man will, aber die Firma Starkenberger ließ sich überzeugen, bedruckte Mehrwegbecher zu sponsern. Wir haben dann netterweise ein kleines Geschirrmobil aus Hall geliehen bekommen.“ Das erworbene Know-How setzt der Verein nun auch bei eigenen Ständen auf Dorffesten ein und ist sich sicher: Wenn einer anfängt, machen bald auch alle anderen mit.
Gepflegte Verpflegung
Der Großteil der Speisen ist fleischlos, sagt Corinna: „Gerade bei der Umstellung auf ein größtenteils vegetarisches Menu hätte sich manch einer mehr Protest erwartet. Die Besucher*innen reagieren positiv, die wenigsten jammern. Unser aufgeschlossenes Publikum erkennt den Sinn dahinter.“
„Da wir leider alle nicht nur von Luft und Liebe leben können, achten wir bei den Speisen und Getränken auf Bio, FairTrade, saisonale und regionale Produkte.”
Alle helfen mit
Direkt am Eingang bekommen die Festivalbesucher*innen Müllsackerl für den Abfall, der am Zeltplatz anfällt. Taschenaschenbecher stehen gratis zur Verfügung. Die Firma Höpperger stellt zusätzliche Müll-Trennstationen mit 30 bis 40 Kübeln fürs ganze Gelände zur Verfügung. Durch dieses Konzept falle fast kein Restmüll mehr an, wie Corinna sagt. Ein weiterer positiver Effekt: „Auch die Landwirte sind sehr zufrieden und angetan, weil es so sauber ist und die Wiesen danach wieder problemlos genutzt werden können.“ In der eigenen “Hill Vibes-Werkstatt” wird außerdem Müll wiederverwendet. Infrastruktur wie Holzschilder, Aschenbecher und Dekoration für das Festivalgelände bastelt das Team jedes Jahr aus Upcycling-Materialien.
Auf dem Weg zum besten Weg
Schwieriger sei nachhaltige Mobilität in das Festival-Konzept zu integrieren: „Da haben wir noch viel Arbeit vor uns. Ein Kombiticket mit dem VVT wäre toll, aber die werden bisher nur für Großveranstaltungen angeboten. Das wäre sicher attraktiv für unsere Gäste. Die Mitfahrbörse wird aktuell vor allem von Gästen aus Wien oder Salzburg genutzt“, erzählt Corinna. Schon jetzt bewirbt das Team die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln für das nächste Festival im Sommer. Das Gelände in Bahnhofsnähe wurde ganz bewusst ausgewählt.
Ob beim Tanzen zu Reggae Klängen, bei den Workshops, im Familienbereich oder beim Baden im angrenzenden Schwimmbad: Das saubere Festival kommt laut Rückmeldungen der Gäste gut an und ist ein gelungener Beitrag zu den Zielen des Landes, bis 2050 energieautonom zu werden.
Diese Geschichte ist im Rahmen der Initiative TIROL 2050 energieautonom und vor Corona entstanden.