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Kinder, Kultur und Zukunftsthemen

Die KiKu-Tage ’23 im Bezirk Schwaz

Das Museum der Völker hat die Türen weit aufgemacht, um für die Abschlusspräsentation der Kinderkulturtage 2023 (KiKu-Tage) die geladenen Gäste zu empfangen. (1) Von 23. bis 25. Oktober 2023 war es Austragungsort der drei Kunstworkshops, zu denen das Regionalmanagement Bezirk Schwaz 8- bis 10-jährige Kinder aus der Region eingeladen hat. Rund 25 Kinder erprobten sich kreativ in den Bereichen Musik, Theater und Malerei und leisteten ganze Arbeit.

 

Für die künstlerische Workshopleitung überzeugten letztendlich drei Konzepteinreichungen, welche die Kriterien, u.a. die kreative, partizipative und kindgerechte Auseinandersetzung mit „Zukunftsthemen“ (Klima, Umwelt, Kreislaufwirtschaft), professionell und eindeutig umsetzten – ein deutlicher Appell der neuen Kulturschiene des Regio Bezirk Schwaz an die Kunstschaffenden, aktiv mit den Mitteln der Kunst diesen oft sperrigen Themenkomplex anzugehen. Was herauskam, durfte sich wirklich sehen lassen: Spaß und Einsatz während der Workshop-Sessions und ein hoher Grad an Präsenz und kreativem Ausdruck bei der Abschlusspräsentation. (2)

Müllmusical, Theaterperformance und Bilder einer Ausstellung

„Was macht denn der ganze Müll hier?“ Die kleine Lisa schlägt ihre Hände vorm Gesicht zusammen, bevor sie mit einem Schritt zurück in die Gruppe tritt. Und schon erhebt sich rhythmisches Schlagen auf Mülltonnen, zuerst leise, dann immer stärker, bis sich das Trommeln als lautes Fragezeichen der jungen Musiker*innen in den Raum stellt. Die kurze Sequenz des „Müllmusicals“, das Philip Haniger (Das Musikzimmer, Schwaz) für den Musikworkshop der KiKu-Tage 23 mit den Kindern erarbeitet hat, hinterlässt Spuren – in Form von Plastikflaschen, Tetrapacks und anderen Wertstoffen, die als Requisiten auf der Bühne immer mehr Platz brauchen, aber auch in den Gedanken des Publikums, das sich für die Präsentation im Museum der Völker (Schwaz) eingefunden hat.

 

Und schon geht es weiter: Eine Theaterperformance (Leitung: Matthias Rankov) folgt, in der sich die Kinder am Beispiel der Ameisen mit Kreisläufen, Systemen und Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen. Die Wiederholung als retardierendes Moment erscheint in Form von Chören, Bewegungsschleifen, gesprochenen, selbstformulierten Fragen und Textfragmenten, die direkt im Publikum – face to face – an die Elterngeneration getragen werden. Das ist direkt, der Atem der Frage noch spürbar und auch hier arbeitet es im Inneren – zu lange, denn schon beginnt die Performance erneut: Ein kriechendes Konglomerat, ein einziger Körper nähert sich dem Publikum und wiederholt und wiederholt und wiederholt: „Verstehst du?“ (3)

 

Den Abschluss der dreiteiligen Präsentation bildet eine Bilderausstellung, kuratiert und erarbeitet unter der Leitung von Viktoria Gruber. Mit Umwelt – das ist die Welt um mich“ zeigt sie Zeichnungen mit Bleistifttechnik, Malerei in Farbe und ein Gesamtkunstwerk, in der die Kinder ihre Eindrücke aus der direkten Umwelt im performativen Zeit-Raumkontinuum eingefangen haben. (4)(5) Der Aufbau der Wahrnehmung und die Entwicklung der eigenen, kreativen Perspektive auf die Umwelt lädt auch das Publikum ein, selbst achtsam durch die Ausstellung zu gehen und sich auszutauschen. Blätterskizzen, die beeindruckend gelungen wirken, erste räumliche Perspektiven erzeugen Tiefe im Gesamtkunstwerk. „Nicht alle Kinder konnten an allen Tagen dabei sein, aber jedes hat seinen Beitrag hinterlassen“, so die Workshopleitung.

 

Während und nach der Vernissage gibt es regionale Verköstigungen (6) vom Bauern ums Eck, die von den kleinen Kreativen eifrig verspeist werden. Verdient, nach so viel Leistung, die mit gebührendem Applaus belohnt wird.

 

„Also, nächstes Mal komm‘ ich bestimmt wieder“, so Emma aus der Theatergruppe und Willi, der noch den selbstgebauten Regenmacher hält, nickt fest. Wie gut, dass die KiKu-Tage zukünftig auch am Achensee und im Zillertal geplant sind, um Kultur und Zukunftsthemen in der Region stark zu machen.

info

Die KiKu-Tage ’23 sind das erste Kulturprojekt der seit März 2023 ins Leben gerufenen Kulturschiene des Regionalmanagement Bezirk Schwaz, das auch zukünftig verstärkt auf den Bereich Kultur und Klimakultur setzen möchte.

Vero/Nika Schwarz

freie Dramaturgin; studierte Theaterwissenschaft und -pädagogik sowie Romanistik und Angewandte Sprachwissenschaft in Graz, Wien, Innsbruck und Lancaster (UK). Sie arbeitet im künstlerischen, wissenschaftlichen und pädagogischen Bereich in der Projektrealisierung/-koordination, Dramaturgie, Regie sowie angewandte Theaterpädagogik. Sie ist Obfrau des Vereins Almendra für ökologische, soziale und künstlerische Nachhaltigkeit und arbeitet als Projektleitung im Regionalmanagement Bezirk Schwaz zur regionalen Förderung der Kulturregion Bezirk Schwaz.

(1)KiKu-Tage 23 © Veronika Schwarz

(2)Performance © Veronika Schwarz

(3)Performance © Veronika Schwarz

(4)Bilder entstehen © Veronika Schwarz

(5)Ausstellung © Veronika Schwarz

(6)regionale Verköstigung © Veronika Schwarz

Team © Veronika Schwarz